
Dramaturgie: „Rabatt“ von Nora Abdel-Maksoud, Maxim-Gorki-Theater Berlin
Was passiert eigentlich, wenn man in diesem Land stirbt und kein Geld für die Beerdigung da ist? Klar, niemand will sich wirklich darüber Gedanken machen. Aber was für Möglichkeiten bleiben denn für diese letzte Reise? Stichwort: Ordnungsbehördliche Bestattung.
Nach The Making-Of und The Sequel ist Nora Abdel-Maksoud zurück am Gorki.
Für ihre neue Komödie widmet sich die Regisseurin und Autorin einmal mehr den Absurditäten, die die Verteilungslage unserer Gesellschaft hervorruft. In einer, immer wieder schräge Volten schlagenden Handlung, wirbelt sie ihre Hauptfigur, eine erfolgreiche Journalistin, von Berlin ins »Valley«, einem unverschämt reichen Dorf vor den Toren der Stadt. Hier regiert der Undertaker, Discountbestatter, Visionär, und bisher geltende Gewissheiten scheinen sich umzukehren.
Premiere am 27.3.2022 – Coronabedingt verschoben, mehr Info hier.
Text & Regie: Nora Abdel-Maksoud. Dramaturgie: Nora Haakh, Johannes Kirsten, dramaturgische Beratung: Eva Bay. Bühne: Moira Gilleron. Kostüme: Katharina Faltner. Musikalische Leitung: Tobias Schwencke. Mit: Niels Bormann, Aysima Ergün, Orit Nahmias, Taner Sahintürk, Falilou Seck. Foto (c) Esra Rothoff/Maxim-Gorki-Theater.

Dissertation ausgezeichnet: Sonderpreis des Augsburger Wissenschaftspreises für Interkulturelle Studien 2021
Die Jury des Augsburger Wissenschaftspreises für Interkulturelle Studien hat meine Dissertation mit einem einmaligen Sonderpreis Kultur ausgezeichnet! Herzlichen Dank dafür – insbesondere für die Anerkennung, die das für die Rolle der Kunst in unserer Zeit bedeutet. Herzlichen Dank an meine Betreuerinnen Prof. Dr. Dr. Gudrun Krämer und Prof. Dr. Katrin Sieg, an die BGSMCS an der Freien Universität Berlin und die DFG, an meine Familie und alle Wegbegleiter_innen – und besonders an alle Künstler_innen und Vermittler_innen, deren Arbeit meine Arbeit möglich gemacht hat!
Augsburger Wissenschaftspreis für interkulturelle Studien
Der Augsburger Wissenschaftspreis für interkulturelle Studien, der 1997 auf Initiative des Gründers von FiLL e. V., des Unternehmers und späteren Augsburger Friedenspreisträgers Helmut Hartmann, erstmals ausgeschrieben wurde, zeichnet hervorragende Leistungen von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern aus, deren Forschung sich mit der interkulturellen Wirklichkeit in Deutschland und den damit zusammenhängenden Fragen und Herausforderungen auseinandersetzt. Die Ausschreibung wendet sich an alle wissenschaftlichen Disziplinen und will in besonderer Weise interdisziplinär und innovativ angelegte Qualifikationsarbeiten prämieren. Mit der Vergabe des Preises sollen Anreize für thematisch einschlägige Forschungsarbeiten gegeben und interkulturelle Fragestellungen besonders gefördert werden. Damit ist das Anliegen verbunden, dass die Wissenschaft Forschungsergebnisse bereitstellt, die einen Beitrag zum besseren Verständnis einer von „Diversity“ geprägten Gesellschaft und den hier notwendig werdenden Gestaltungsformen leisten. Durch die Auszeichnung exzellenter Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler wird die Bedeutsamkeit interkultureller Studien für ein friedliches Zusammenleben in offenen Gesellschaften hervorgehoben und die wissenschaftliche Entwicklung im Hinblick darauf unterstützt und vorangetrieben. Die Ausschreibung für den Preis 2022 ist bereits für Bewerbungen offen.
2021: Sonderpreis für den Kulturbereich
Erst- und einmalig vergibt die Jury in diesem Jahr einen Sonderpreis, der in diesen schweren Zeiten die Kultur fördern soll. Ausgezeichnet wird die ausgezeichnete Dissertation „Majnun und Layla in der Contact Zone: Übertragungen aus dem Arabischen ins Deutsche im zeitgenössischen Theater“ von Dr. Nora Haakh (Freie Universität Berlin). Sie schlägt mit ihrer Promotion eine Brücke zwischen Islam- und Theaterwissenschaft, sucht nach Strategien der Übersetzung und Verständigung zwischen gesellschaftlichen Bereichen, Disziplinen, Sprachen und Horizonten.
Nora Haakh ist Kulturwissenschaftlerin, Theatermacherin, Visual Performerin, und Dozentin. Sie arbeitet als freischaffende Dramaturgin mit zahlreichen translokalen Künstlerinnen und Künstlern an Konzept- und Textentwicklungen. Parallel dazu promovierte sie als Teil eines Exzellenz-Clusters an der Freien Universität Berlin. Ihre erste Monographie auf Grundlage ihrer Magisterarbeit wird aktuell für die Publikation vorbereitet. Seit 2020 hat sie einen Lehrauftrag für Theorie/Dramaturgie an der Hochschule für Gestaltung HAW Hamburg.
Hier geht es zur vollständigen Pressemitteilung. Ganz herzliche Glückwünsche auch an die anderen Preisträgerinnen Dr. Laura Otto und Jennifer Adolé Akue-Dovi!
Den Hauptpreis erhält Dr. Laura Otto für ihre Doktorarbeit „Unbegleitet, minderjährig, Flüchtling?! Fixierungen, Ambivalenzen und Aushandlungenvon ‚adult minors‘ im Europäischen Grenzregime am Beispiel Malta“. Otto leistet damit einen Beitrag zum interkulturellen Zusammenleben in unseren Gesellschaften. „Wir sprechen viel zu häufig über statt mit jungen Geflüchteten. Ich habe mich gefragt, wie sie ihr Ankommen in Europa erleben, welche Zukunftspläne sie haben und wie ihre Lebensrealität aussieht“, erklärt die Preisträgerin. Ihre Forschung, in der sie sowohl Perspektiven geflüchteter als auch nicht-geflüchteter Menschen berücksichtigt, leistet einen wichtigen Beitrag dazu, diese Kontaktzone und die in ihr stattfindenden Aushandlungen zu betrachten. Ihre Arbeit lässt verstehen, welche Dynamiken in diesen Situationen wichtig sind und wie soziale Kohäsion und interkulturelles Miteinander gefördert werden können.
Laura Otto promovierte 2019 an der Universität Bremen, ihre Arbeit erschien im Dezember 2020 unter dem Titel „Junge Geflüchtete an der Grenze. Eine Ethnographie zu Altersaushandlungen“ im Campus Verlag. Seit April 2021 ist sie Associated Fellow im Graduiertenkolleg Practicing Place an der KU Eichstätt-Ingolstadt, ihre DFG-finanzierte PostDoc-Forschung ist an der Goethe Universität Frankfurt angesiedelt.
Den Förderpreis vergibt die Jury des Augsburger Wissenschaftspreises für Interkulturelle Studien an Jennifer Adolé Akue-Dovi für ihre Masterarbeit „Wie Kinder und Jugendliche of Color die Reproduktion von Stereotypen in Kinderhörspielen wahrnehmen. Eine empirische Untersuchung der Hörspielreihe TKKG aus rassismuskritischer Perspektive.“ Akue-Dovi beschäftigt sich darin mit einer der Herausforderungen der deutschen Migrationsgesellschaft – dem Reproduzieren von rassistischen Vorurteilen und Stereotypen in aktuellen Kinder- und Jugendmedien. Mit ihrer empirischen Studie möchte sie dazu beitragen, dass eine rassismuskritische Auseinandersetzung mit Sprache und den damit verbundenen vermittelten Weltbildern in Kinder- und Jugendmedien ausgeweitet wird. Das stößt Sensibilisierung und Aufklärung an und schafft Anregungen, junge Hörerinnen und Hörer davor zu schützen, rassistisches Wissen und Vorurteile durch Kinder- und Jugendmedien zu erlernen und zu reproduzieren. Im Idealfall führt das zu einer diskriminierungssensiblem inhaltlichen Reflektieren und einem kritischen Umgang mit diesen Medien, das bestenfalls zum Überarbeiten und Streichen kritischer Passagen und Begriffe führt.
Jennifer Adolé Akue-Dovi studierte an der Universität Hamburg. Sie plant das Thema ihrer Masterarbeit in weiteren Publikationen und einer anschließenden Dissertation zu vertiefen. Die Universität Hamburg wird Rassismuskritik als Bestandteil der Lehramtsausbildung, Bildungswissenschaft und Mehrsprachigkeitsforschung in Lehrveranstaltungsangeboten etablieren.

Monographie im Erscheinen: „Muslimisierte Körper auf der Bühne. Die Islamdebatte im postmigrantischen Theater“
Meine erste Monographie auf Grundlage meiner Magisterarbeit erscheint voraussichtlich am 27.12.2021 bei Transcript und kann bereits jetzt hier vorbestellt werden.
Muslimisierte Körper auf der Bühne. Die Islamdebatte im postmigrantischen Theater
von Nora Haakh, Bielefeld: Transcript 2021, ca. 210 Seiten, ISBN: 978-3-8376-3007-7.
Die verhärtete Islamdebatte, die die Auseinandersetzung um Deutschland als Einwanderungsland oft dominiert, ist längst auf der Theaterbühne angekommen. Doch welche Strategien kann das Theater anbieten, um sie zur Diskussion zu stellen? Im Theater »Ballhaus Naunynstraße« in Berlin-Kreuzberg experimentierte die frühe postmigrantische Theaterbewegung an der Schnittstelle von Politik und Kunst, Bühne und Gesellschaft. Nora Haakh untersucht Interventionsmöglichkeiten in Kulturbetrieb und Debatte und analysiert Inszenierungen von Neco Çelik, Nurkan Erpulat und Hakan Savas Mican in ihrem diskursiven Kontext und auf der Suche nach mehr Leichtigkeit im Sprechen über den Islam.

Künstlerinnenkollektiv Frauen am Fluss
FRAUEN AM FLUSS ist ein interdisziplinäres Künstlerinnenkollektiv um die Regisseurin, Schauspielerin und Musikerin Berivan Kaya, das sei 2019 in München zusammen arbeitet und mehrere Musiktheater-Performances entwickelt hat.
Die beteiligten Künstlerinnen verbindet in wechselnden Konstellationen bereits jahrelange Zusammenarbeit – Berivan Kaya und Nora Haakh etwa lernten sich bei der Inszenierung „Sag mal, dass wir nicht Zuhause sind“ 2013 am Ballhaus Naunynstraße kennen, wo sie als Regisseurin und Dramaturgin zusammen arbeiteten. Zum festen Kern gehören neben der Regisseurin, Schauspielerin und Musikerin Berivan Kaya und der Dramaturgin, Kulturwissenschaftlerin und (Visual)Performerin Nora Haakh die Sängerin und Schauspielerin Fatima Dramé, die Komponistin und Saxophonistin Carolyn Breuer und die Schauspielerin Saadet Atac.
2020 gewannen wir mit „FRAUEN AM FLUSS DER ZEIT“ den Publikumspreis des WortSchauFestivals am Münchner PepperTheater. 2021 brachten wir mit „DAS MAGISCHE BADEZIMMER“ unser persönliches partizipatives Reinigungsritual in die Münchner Innenstadt.
Hier findet sich Dokumentationsmaterial zu bisherigen Projekten:
„FRAUEN AM FLUSS DER ZEIT“ (2020), work-in-progress-Showing im Münchner PepperTheater, Gewinner Publikumspreis des WortSchauFestivals.
Link zum Ensemblevideo hier.
„DAS MAGISCHE BADEZIMMER“ (2021) in Kooperation mit dem Münchner Hofspielhaus:
„Naiman?“ fragt man auf Arabisch eine Person, die gerade frisch gewaschen aus dem Bad kommt.
Die Redewendung bedeutet wörtlich so viel wie „bejahend“ und impliziert, dass das Abschrubben
äußerer Schmutzschichten und das Ausmassieren innerer Verknotungen erlaubt, der Welt wieder
offen entgegenzutreten.
Nach dem letzten Jahr gibt es wohl etliche Knoten auszumassieren. Gleichzeitig haben wir schon
lange nicht mehr so viel Zeit in privaten Räumen verbracht, während die Bewegungsfreiheit im
öffentlichen Raum immer stärkeren Einschränkungen unterlag. Wir bringen unseren intimsten Raum
ans Licht der Öffentlichkeit, bieten einen poetischen Raum zur rituellen Reinigung, und tragen die
ultimative Solidaritätsbekundung in die unterschiedlichen Münchner Stadtviertel: Klopapier für alle!
Das Badezimmer, der wohl intimste Privatraum, in dem wir im Lockdown viel Zeit alleine oder im
engsten Kreis verbracht haben, wird in die Öffentlichkeit gebracht und mit ihr geteilt. Hier wollen wir
die unterschiedlichen Erfahrungen, Utopien, Wünsche sammeln, indem wir durch unsere Aktionen
und Interaktionen die Menschen, die vor Ort sind, dazu bringen mit uns zu agieren, sich ausdrücken
und mitzuteilen. Der Private Raum wird auf magische Weise zum öffentlichen Raum. Magisch
dadurch, dass die Gegenstände im Raum surreal futuristisch anmuten und bei Berührung erklingen.
Videotrailer hier. Fotos:











Dramaturgie: „Jeeps“ von Nora Abdel-Maksoud, Münchner Kammerspiele
Eine Komödie in 3 Akten. Uraufführung am 21. November 2021 an den Münchner Kammerspielen.
Text & Regie: Nora Abdel-Maksoud Bühne & Kostüme: Katharina Faltner Musik: Enik Dramaturgie: Olivia Ebert, Nora Haakh. Mit: Eva Bay, Gro Swantje Kohlhof, Stefan Merki, Vincent Redetzki. Foto: Armin Smailovic.
In Deutschland werden bis zu 400 Milliarden Euro im Jahr vererbt. Was wäre, wenn dieses Geld radikal umverteilt würde? „Jeeps“ katapultiert vier Figuren in das Szenario einer Erbrechtsreform – und damit mitten in einen leidenschaftlichen Schlagabtausch und persönlichen Zwiespalt. Wie verhalten sich die gesellschaftlich behauptete Leistungsgerechtigkeit und Chancengleichheit zur tatsächlichen sozialen Ungleichheit? Wie navigieren wir zwischen den eigenen solidarischen Prinzipien und unseren liebgewonnenen finanziellen Sicherheiten?
Für die Umsetzung der Reform wird ausgerechnet das Jobcenter auserkoren: Es verwaltet nun auch Vermögen und Erbschaften. So nimmt der Text die zwei Extreme der gesellschaftlichen Verteilungsdebatte gleichzeitig ins Visier: Wieviel Geld sichert die Existenz? Und wer gibt wann etwas ab?
Die Autorin und Regisseurin Nora Abdel-Maksoud setzt mit dem Stück an einem tiefen sozialen Sicherheitsbedürfnis an. Sie verhandelt die strukturellen Bedingungen einer Gesellschaft, in der Klassenunterschiede gleichzeitig wirken und negiert werden. Mit bissiger Zuspitzung, schwarzem Humor und Präzision seziert Abdel-Maksoud unser Denken und Handeln auf Basis von Kontoständen, Testamentseröffnungen und gefühlten Bedrohungen.